Eberhard Schöler schrieb vor 50 Jahren Tischtennis-Geschichte
Euphorie trug den Borussen bis ins Finale zur ersten WM-Silbermedaille der Nachkriegszeit
Am 27. April 1969 schrieb Eberhard Schöler Tischtennis-Geschichte. Bei der Heim-Weltmeisterschaft in München erreichte Borussia Düsseldorfs Spitzenspieler als erster Deutscher vor 50 Jahren ein WM-Finale im Einzel. Auch die Herren-Nationalmannschaft führte er in der bayrischen Landeshauptstadt ins Endspiel und durfte sich schließlich zwei Silbermedaillen überstreifen lassen.
Die damaligen Rahmenbedingungen in der Eisporthalle München waren dabei alles andere als gut. Vom ersten Spieltag an war es so kalt, dass sich die Spieler die Hände zwischen den Sätzen wärmen mussten, während am Finaltag die Temperaturen plötzlich unerträglich heiß waren. Klimatisch war alles geboten. Doch nicht nur die Temperaturen waren ein Problem, auch der helle Bodenbelag war gerade für Defensivspezialisten wie Schöler schwierig. Aller Widerstände zum Trotz, spielte “Mr. Pokerface“, wie Eberhard Schöler auch wegen seiner konzentrierten und abgeklärten Spielweise genannt wurde, ein grandioses Turnier. Er schaltete auf dem Weg in das Endspiel sechs Kontrahenten aus und musste sich vor 7.000 Zuschauern letztlich nur dem Japaner Shigeo Ito knapp mit 2:3 geschlagen geben.
Auch der Mannschaftswettbewerb war für die von Schöler angeführten Deutschen nicht weniger erfolgreich. Durch eine phantastische Atmosphäre getragen gelang es ihnen, in teils fesselnden Spielen bis ins Finale vorzudringen. Dort unterlagen die Gastgeber den favorisierten Japanern mit 3:5, Schöler hatte zwei Punkte für Deutschland geholt und sein Team im Spiel gehalten. Obwohl der 155-fache Nationalspieler natürlich gerne Gold gewonnen hätte, war es für ihn als fairer Sportsmann nicht schwer die Leistung Japans anzuerkennen und anschließend für den Triumph zu gratulieren.
Für dieses und weiteres sportliches Verhalten bekam er noch im gleichen Jahr den Fair-Play Preis des Verbands Deutscher Sportjournalisten verliehen. Am Ende der WM im eigenen Land standen dann zwei sensationelle Vizeweltmeistertitel für den heute 78-Jährigen zu Buche und in Deutschland entstand, genau wie 20 Jahre später durch die ersten und bislang einzigen deutschen Weltmeister Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner, eine Tischtennis-Euphorie.
Deutschlands erster Weltklassespieler im Tischtennis gewann neben zwei Mal Silber in 1969 außerdem zwei WM-Bronzemedaillen im Einzel und je eine im Mixed und mit der Mannschaft sowie sechs Mal EM-Edelmetall. Der heute mit der Borussia immer noch eng verbundene Schöler feierte neben internationalen Erfolgen auch in Deutschland große Triumphe. Neun deutsche Einzel-Meisterschaften und sieben Meistertitel mit der Borussia sowie fünf mit Tusa Düsseldorf, dazu zahlreiche Pokalsiege, Titel und Medaillen bei den nationalen Meisterschaften im Doppel und Mixed machen den sympathischen gebürtigen Flatower, der zudem von 1962 bis 1971 Deutschlands Nummer eins war, zu einem der erfolgreichsten deutschen Tischtennis-Spieler der Geschichte.
Impressionen zu Eberhard Schölers herausragender Karriere sind hier abrufbar.
Video: Deutscher Tischtennis-Bund
Foto: Archiv Borussia Düsseldorf