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25 Jahre Doppel-Weltmeister Roßkopf/Fetzner

Historischer Tag für Tischtennis-Deutschland

Gestern vor 25 Jahren wurde in Dortmund deutsche Tischtennis-Geschichte geschrieben: Zwei Youngsters krönten bei den Weltmeisterschaften einen absoluten Lauf im Doppel sensationell mit dem Weltmeistertitel. Die Rede ist natürlich vom 19-jährigen Jörg Roßkopf und dem ein Jahr älteren Steffen „Speedy“ Fetzner, die in der Liga beide für Borussia Düsseldorf aufschlugen.

 

Die Geschichte fing mit einem klaren Sieg gegen die Ungarn Zsolt Kriston/Miklos Somosi in Runde 1 an, anschließend folgte ebenso ein 2:0-Sieg gegen Juzo Nukazuka/Yuji Matsushita aus Japan. Erstmals knapper wurde es gegen das Schweden-Duo Ulf Carlsson/Ulf Bengtsson mit einem Dreisatzsieg im Achtelfinale – im Viertelfinale standen den beiden jungen Borussen dann das polnisch/französische Duo Andrzej Grubba/Jean Philippe Gatien gegenüber, nicht gerade No-Names. Doch auch hier hielten die Youngsters dagegen und entschieden das Spiel mit 21:16, 19:21 und 21:18 für sich.

 

Roßkopf/Fetzner standen im Halbfinale der Weltmeisterschaften! Hier bekamen sie es nun mit den chinesischen Top-Favoriten und Titelverteidigern Chen Longcan und Wei Quingguang zu tun – und der erste Satz ging mit 11:21 auch klar an die Chinesen. Dann jedoch legten die beiden Deutschen jeglichen Respekt ab und entschieden Satz 2 und 3 mit 21:14 und 21:17 für sich – die Sensation war perfekt. "50 Prozent dieses Sieges gehen auf das Konto der Zuschauer", so Jörg Roßkopf nach dem Spiel. Und die 10.000 Zuschauer in der Westfalenhalle standen auch im Finale hinter den beiden, denn es sollte noch besser kommen.

 

Im Endspiel trafen die jungen Borussen mit dem Jugoslawen Zoran Kalinic (30) und dem Polen Leszek Kucharsk auf zwei echte Routiniers – die den ersten Satz erwartungsgemäß für sich entschieden und auch im zweiten Satz zunächst in Führung lagen. Doch „Rossi und Speedy“ kämpften sich wieder heran, hatten in der Satzmitte eine echte Serie und gingen mit 17:12 in Führung – schließlich gelang ihnen mit dem dritten Satzball zum 21:17 der Ausgleich.

 

Die Westfalenhalle war außer Rand und Band. Die Borussen starteten mit viel Selbstvertrauen in den Entscheidungssatz und erspielten sich einen 9:5-Vorsprung, doch Kalinic und Kucharsk drehten den Spielstand zu einem 10:13. Das Publikum war kaum zu halten und Roßkopf/Fetzner erkämpften sich beim 16:16 den erneuten Ausgleich. Spannender und dramatischer hätte es kaum sein können. Die nächsten vier Punkte gingen daraufhin alle an das deutsche Duo, die Sensation ist beim 20:16 schon greifbar, doch die Gegner kommen Punkt für Punkt wieder heran. Schließlich stand es 20:19, als Jörg Roßkopf den vierten Matchball verwandeln konnte. Es gab kein Halten mehr, Roßkopf und Fetzner fielen sich in die Arme, die Westfalenhalle glich einem Tollhaus.

 

Mit diesem Titel war ein Stück Sportgeschichte geschrieben. Kurz darauf gewannen die beiden Sensations-Weltmeister mit Borussia Düsseldorf auch noch den Europapokal der Landesmeister und lösten einen wahren Tischtennis-Boom in Deutschland aus.

 

Blick zurück mit Jörg Roßkopf

 

Zu Beginn der Weltmeisterschaft wurden den deutschen Nationalspielern die WM-Medaillen einmal gezeigt, sie durften sie sogar anfassen. Als Motivationsspritze. Doch diese Extra-Portion Motivation hatten die beiden Borussen nicht nötig, doch dass sie eine, und dazu noch die Goldene, später gewinnen würden, daran hatten sie zu diesem Zeitpunkt nicht einmal im Traum gedacht.

 

"Wir gehörten damals nicht zum Favoritenkreis, noch nicht einmal Außenseiter-Chancen wurden uns gegeben", erinnert sich der heutige Bundestrainer und Rekordspieler der Borussia an die WM 1989 zurück. "Wir standen gerade am Anfang unserer Karriere. Das Achtelfinale, das lag für die Experten im Bereich des Möglichen, mehr aber auch nicht. Doch auch für uns kam der Sieg völlig überraschend."

 

"Es war der größte sportliche Erfolg in unserer Karriere", sagt Roßkopf,  "auch wenn wir noch weitere Triumphe und Medaillen mit der Borussia und international gefeiert haben." Es war zugleich die erste WM-Medaille nach Eberhard Schölers Einzel-Silber 1969 für deutsche Tischtennisspieler."Die Medaillengewinne seitdem waren nicht mehr so überraschend, da die Spieler bei den Team-Erfolgen, dem Doppel-Silber von Timo Boll und Christian Süß 2005 oder Timos Einzel-Bronze 2011 schon zu den Besten in der Welt gehörten."

 

Nun ist der Sensationssieg 25 Jahre her, ein Vierteljahrhundert. Kein Grund für Roßkopf, seinen Kumpel Speedy Fetzner anzurufen und feiern zu gehen. "Natürlich denken wir an dem Jahrestag daran, das vergisst man einfach nicht und es ist auch schön, in den Erinnerungen zu schwelgen. Außerdem werden wir auch heute noch ständig auf den WM-Sieg angesprochen. Es war damals ein Meilenstein für uns und für Tischtennis in Deutschland, der Sieg hat uns vieles leichter gemacht. Wir hatten plötzlich Aufmerksamkeit, unsere Sportart war gefragt. Aber wir leben im hier und jetzt und haben unsere Aufgaben, unsere Ziele, mit denen wir uns tagtäglich beschäftigen. Der Sieg war etwas ganz Großes, aber er ist Geschichte."

 

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