Presse: Boll: „Habe den Ehrgeiz auf Wiedergutmachung gegen Patrick Franziska“
Timo Boll und Borussia Düsseldorf greifen nach dem Titel in der Tischtennis Bundesliga (TTBL), am 6. Juni kommt es zum Showdown gegen den 1. FC Saarbrücken TT.
Im Interview spricht der 40-Jährige über eine bislang perfekte Saison, das Liebherr TTBL-Finale und die Teilnahme an „Die Finals 2021 Berlin | Rhein Ruhr“.
Timo Boll
Nur ein Sieg trennt Timo Boll und Borussia Düsseldorf noch vom Gewinn des Triples.
Herr Boll, Borussia Düsseldorf hat in dieser Saison, wenn ich mich nicht verzählt habe, wettbewerbsübergreifend 34 Spiele gemacht und davon 32 gewonnen. Nur ein weiterer Sieg trennt die Mannschaft jetzt noch vom Titel in der Tischtennis Bundesliga (TTBL). Angesichts dieser Bilanz sollte das doch eigentlich Formsache sein. Oder?
Würden wir so denken, hätten wir schon vor dem ersten Ballwechsel verloren! Wir gehen von einem ganz schweren Spiel aus. Saarbrücken hat drei unglaublich ausgeglichene, starke Spieler, daher können sie auch mit ihrer Aufstellung spielen. Wir brauchen auf jeden Fall einen perfekten Tag, um sie schlagen zu können.
Mit dem 1. FC Saarbrücken TT wartet im Liebherr TTBL-Finale nicht nur der Titelverteidiger, sondern auch eine der nur zwei Mannschaften, gegen die Ihr Team in der aktuellen Saison verloren hat. Am neunten TTBL-Spieltag hatte es ein 0:3 gegen den FCS gegeben, Sie selbst verloren dabei 0:3 gegen Patrick Franziska. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Match?
Auf jeden Fall keine guten. Allerdings kam ich gerade aus einer sehr, sehr langen Verletzungspause zurück und hatte noch keine besondere Form. Mittlerweile bin ich körperlich in einer wesentlich besseren Verfassung und ich glaube, auch in einer besseren Form. Auf jeden Fall habe ich den Ehrgeiz auf Wiedergutmachung, wenn es die Aufstellung zulässt, weil dann die Sprüche in den gemeinsamen Trainingseinheiten wieder etwas weniger werden. (lacht)
Im Finale der Champions League dagegen ging der Sieg mit 3:1 an Ihre Borussia …
Bei einer so ausgeglichenen Partie geht es auch darum, in den entscheidenden Momenten einfach etwas mehr Spielglück zu haben. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich gegen Shang Kun 0:4 im Entscheidungssatz hinten gelegen habe und das Spiel noch drehen konnte.
Nicht nur für die Borussia wäre es das vierte Triple, sondern auch für Sie persönlich. Welchen Stellenwert würde die Saison 2020/21 in Ihren Memoiren einnehmen?
Natürlich wäre das vierte Triple schon an sich etwas Besonderes. Aber vor allem die Pandemie-bedingte Gesamt-Situation wird uns noch lange an dieses Jahr erinnern.
Seit Anfang April haben die Spieler beider Teams keinen Wettkampf mehr bestritten, Sie selbst sagten jüngst, es fehle derzeit etwas das „Feeling“. Wie wirkt sich die ungewohnte Pause auf die Spieler aus?
Das Düsseldorf Masters hat mir noch einmal ein gutes Feedback gegeben. Auch in den letzten Wochen ging es für mich bergauf, körperlich bin ich wieder wesentlich fitter – eine Voraussetzung, um auf dem hohen Niveau bestehen zu können. Ich glaube, auch meine Teamkollegen sind in einer guten Form. Wir sind bereit.
Anton Källberg ist schon jetzt der Spieler der Saison und macht Ihnen sogar den Platz als Nummer eins streitig. Wie schätzen Sie seine Entwicklung ein?
Es ist großartig zu sehen, wie konstant Anton geworden ist. Wir wussten vorher schon, welche Schläge er drauf hat, wie schnell er ist und welches Potenzial er hat. Endlich hat er das Selbstvertrauen und die Sicherheit, dieses auch ständig abzurufen. Er ist aktuell sicher einer der besten Europäer.
Das Liebherr TTBL-Finale ist in diesem Jahr erstmals Teil des Multisportevents „Die Finals“ und wird daher von ARD und ZDF übertragen. Wie schätzen Sie diesen Umstand für die Entwicklung des Tischtennis-Sports ein?
Ganz klar: Jede Minute im frei zugänglichen TV ist wichtig für unseren Sport. Nun sind es sogar die Öffentlich-Rechtlichen, die übertragen, und sicherlich eine hohe Quote garantieren.
Der DTTB hat vor kurzem den Kader für die Olympischen Spiele bekannt gegeben. Neben Ihnen, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska fährt auch Benedikt Duda mit nach Tokio. Wie blicken Sie auf seine Entwicklung? Und welche Rolle kann er im Team spielen?
Bene ist ein harter Arbeiter und hat es sich verdient. Er hat großes Talent und sich zuletzt kontinuierlich verbessert. Wir können ihm vertrauen und wissen: Falls wir ihn brauchen, wird er bereit sein.
Sie selbst haben sich die ersehnte Einzelmedaille vorgenommen, jüngst aber auch über sich gesagt, derzeit „nicht der Timo Boll“ zu sein, „der ich an der Platte sein möchte“. Wie sieht Ihr Fahrplan nach dem Liebherr TTBL-Finale aus, um wieder dieser erwünschte Timo Boll zu werden?
Daran arbeite ich durch hartes und variables Training. Damit versuche ich, diesen Zustand zu ändern und wieder der alte Timo an der Platte zu sein. Das letzte Jahr war zugegeben schwierig. Aber ich bin wieder wesentlich positiver eingestellt und glaube, noch eine kleine Chance auf Medaillen in Tokio zu haben.
Beitragsbild oben: Timo Boll (Foto: BeLa Sportfoto)