Franziskas großes Comeback

Borussia Düsseldorf hat am 15. Spieltag der Tischtennis Bundesliga die TTF Liebherr Ochsenhausen nach einem drei Stunden und vierzig Minuten dauernden Krimi mit 3:2 bezwungen. Kamal Achanta übernahm mit zwei Siegen die Rolle des Leaders, doch zum umjubelten Man of the Match avancierte heute Patrick Franziska. Der 22-Jährige feierte mit dem Triumph im alles entscheidenden fünften Spiel sein großes Comeback.

"Es ist so ein überwältigendes Gefühl, endlich wieder ein Spiel gewonnen zu haben. Das gibt mir jetzt noch mal richtig Auftrieb", so Franziska. "Ich war gegen Liam Pitchford im ersten Einzel schon kurz davor, aber dass es dann bei 2:2 klappt, ist einfach unglaublich. Nach dem Matchball kamen alle direkt auf mich zugestürmt und haben mich umarmt und sich mit mir gefreut. Das bedeutet mir sehr viel."

2:2 hatte es gestanden, als Franziska und Hugo Calderano in die Box mussten. Der junge Brasilianer, für Simon Gauzy eingewechselt, wirkte zunächst sicherer und schien nach der 2:0-Führung auf dem Weg, den Auswärtssieg perfekt machen zu können. Doch Franziska biss sich rein in diese Partie und ließ nicht locker. Die Sätze drei und vier gingen jeweils an den Düsseldorfer, doch im Finaldurchgang ging ihm die Puste aus. Zunächst. 3:6 hieß es, dann 7:8 und schließlich 7:10. Drei Matchbälle für den Ochsenhausener. Franziska gab alles und wehrte alle drei Siegpunkte ab, ehe er beim 10:11 erneut im Hintertreffen war. Doch er machte weiter, glich erneut aus und holte sich den ersten eigenen Matchball in diesem verrückten Spiel, den er schließlich zum 13:11, seinem ersten Sieg nach der langen Verletzungspause und zum achten Heimerfolg der Borussia im achten Spiel verwandeln konnte.

"Das war ein Meilenstein heute für Patrick", freute sich Manager Andreas Preuß. "Mit einem derartigen Erfolgserlebnis hat er vier Wochen Training aufgeholt. Das war so ungemein wichtig für ihn und auch für unseren Club. Obwohl es heute nicht wie gegen Pontoise um alles ging, hat sich jeder richtig ins Zeug gelegt und bis zum Umfallen gekämpft. Ein riesiges Kompliment an unsere Mannschaft."

Achanta hatte zum Auftakt Ochsenhausens Spitzenspieler Simon Gauzy mit 3:2 niedergekämpft, ehe Franziska mit 2:3 Liam Pitchford unterlag. Einzig der durch eine Bauchmuskelzerrung erheblich gehandicapte Panagiotis Gionis musste sich glatt in drei Durchgängen Kirill Skachkov geschlagen geben. Doch auch er fightete, so gut es die Verletzung zuließ. Indiens Nummer eins zeigte dann einmal mehr sein Kämpferherz und riss ein schon fast verlorenes Match gegen Liam Pitchford herum und bereitete so den Weg für Franziskas großes Comeback.

Bemerkenswert: Vier der fünf Spiele gingen über die volle Distanz, drei davon entschied die Borussia vor 650 Zuschauern im gut besuchten ARAG CenterCourt für sich. Zwei Matches stachen dabei nochmals heraus: Franziska gegen Calderano und Achanta gegen Pitchford - beide Male stand es 0:2, beide Male wehrten die Borussen Matchbälle ab, beide Male siegten die Gastgeber gegen ebenfalls aufopferungsvoll kämpfende Schwaben.

Weitere Stimmen zu Spiel:

Danny Heister: "Das waren emotionale Momente auch für mich - ich freue mich sehr für Patrick. Er ist schon nah dran und es ist wichtig, dass er auch weiß, dass er gewinnen kann. Er hat das heute sehr gut gemeistert. Natürlich muss ich auch Kamal loben, der heute vielleicht nicht sein allerbestes Tischtennis gespielt hat, aber trotzdem mit Kampfgeist beide Spiele gewonnen hat."

Daniel Zwickl, Sportmanager Ochsenhausen: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wir hatten heute schon 100 Mal gewonnen - und am Ende gehen wir als Verlierer aus der Halle. Wir können das Spiel ohne Frage sportlich verlieren, da kann man auch keinem einen Vorwurf machen. Hugo war fantastisch."

Das Spiel im Überblick:

Borussia Düsseldorf – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2

Kamal Achanta - Simon Gauzy 3:2 (11:6, 11:9, 8:11, 5:11, 11:8)
Patrick Franziska - Liam Pitchford 2:3 (9:11, 11:6, 11:6, 7:11, 9:11)
Panagiotis Gionis - Kirill Skachkov 0:3 (9:11, 6:11, 10:12)
Achanta - Pitchford 3:2 (8:11, 4:11, 11:6, 11:8, 12:10)
Franziska - Hugo Calderano 3:2 (9:11, 4:11, 11:6, 11:6, 13:11)