Champions League: Fall wird neu aufgerollt
Borussia Düsseldorf und DTTB begrüßen neuerliche Anrufung der ETTU-Beschwerdekammer
Borussia Düsseldorf und der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) begrüßen es, dass das Präsidium der Europäischen Tischtennis Union (ETTU) gegen die Entscheidung seines Board of Appeal vorgeht, die Finalspiele in der Champions League der Herren weiterzuführen. Diese Entscheidung hat die ETTU am Montagabend bekannt gegeben. Die ETTU-Führung hatte die beiden russischen Halbfinalisten wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine aus dem Wettbewerb ausgeschlossen. Danach hatte die ETTU-Beschwerdekammer Board of Appeal diesen Entscheid rückgängig gemacht, ohne die Durchführbarkeit des Wettbewerbs unter den gegebenen Kriegsbedingungen zu überprüfen.
"Wir sind sehr erleichtert, dass der Fall, wie wir es erhofft hatten, noch einmal aufgerollt wird", sagt DTTB-Präsidentin Claudia Herweg. "Die ETTU muss die Integrität des Wettbewerbs schützen. Wenn das eine Team nicht reisen kann, darf das andere, das keinen Einschränkungen unterliegt, dafür nicht bestraft werden. Daneben muss die ETTU berücksichtigen, dass die Sicherheit der am Wettbewerb teilnehmenden Sportler und Mannschaften gewährleistet ist."
Der DTTB steht dabei an der Seite von Borussia Düsseldorf. Der Champions-League-Titelverteidiger wurde am 3. März nach dem Halbfinal-Erfolg gegen den 1. FC Saarbrücken von der ETTU zum Sieger der europäischen Königsklasse erklärt, weil das andere Halbfinale zwischen den russischen Teams aus Orenburg und Jekaterinburg aufgrund des Ausschlusses durch das ETTU-Präsidium nach Kriegsbeginn nicht mehr ausgetragen wurde.
Die beiden russischen Vereine und die russische Tischtennis-Föderation legten gegen diese Entscheidung Einspruch beim Board of Appeal ein und bekamen zumindest teilweise Recht. Die Beschwerdekammer stellte klar, dass die ETTU zwar russische und belarussische Nationalmannschaften, nicht aber russische und belarussische Klubteams von internationalen Wettbewerben suspendieren dürfe.
Die Borussia hatte frühzeitig erklärt, bei einer möglichen Neuansetzung des Finals gegen Orenburg oder Jekaterinburg nicht anzutreten. Das hat Manager Andreas Preuß erneut bekräftigt. "Einige Einsprüche Russlands in anderen Sportarten sind beim CAS noch anhängig, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass in der Fußball Europa League RB Leipzig nun doch noch gegen Spartak Moskau antreten muss", kommentiert Preuß. "Es ist eine Frage des Anstands, dass wir in der jetzigen Situation nicht gegen russische Klubs spielen werden, und dabei haben wir die Rückendeckung der Stadt Düsseldorf, des Landes Nordrhein-Westfalen, unserer Fans und Sponsoren. Außerdem würden wir unsere Sportart damit im Reigen des internationalen Sports komplett ins Abseits stellen, wenn wir jetzt plötzlich doch zwei Spiele gegen russische Mannschaften zuließen und über Moskau nach Orenburg oder Jekaterinburg reisen würden."
Auch mögliche andere Szenarien der Fortsetzung werden intern erörtert und bewertet. "Die Austragung des Finals an einem neutralen Ort – auch dort würden wir nicht antreten – ist unserer Information nach laut Champions-League-Statuten ausgeschlossen", so Preuß, der darauf hinweist, dass laut Reglement Hin- und Rückspiel ausgetragen werden müssten. "Mir ist außerdem schleierhaft, wie in Kriegszeiten die Visa-Problematik gelöst und mit den Reisewarnungen des Auswärtigen Amts umgegangen werden sollte."
Die Haltung von Timo Boll ist ebenso eindeutig wie die seines Klubs. "Die Sicherheit einer Reise ins tiefe Russland wäre nicht gewährleistet und auch nicht die Sicherheit eines Spiels in Düsseldorf, wo wir mit tausenden von Demonstranten und Krawallen in der Halle rechnen müssten", erklärt der Spitzenspieler von Borussia Düsseldorf.
Andreas Preuß blickt voraus: "Auch was die nächste Saison betrifft, muss die ETTU entscheiden, ob die russischen Teams ausgeschlossen werden. Falls nicht, werden wir ohne einen Friedensschluss Russlands mit der Ukraine auf keinen Fall in der Champions League spielen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass andere Länder mitspielen, zum Beispiel Polen, wo sich das ganze Land früh in allen Bereichen mit der Ukraine solidarisiert hat."
Claudia Herweg ist wegen der Kriegs-Gesamtthematik und deren Auswirkungen auf den Sport im Gespräch mit anderen europäischen Nationalverbänden. "Es gibt nicht viele Dinge, über die man sich in Europa so einig ist wie in der Verurteilung des Angriffskrieges", so die Kölnerin. "Jetzt müssen die europäischen Verbände aus dieser Überzeugung gemeinsame Maßnahmen entwickeln."
Foto: Wolfgang Bauer