European Games - Borussia-Arzt Kass ist nicht nur für die Tischtennis-Spieler da!
Dr. Antonius Kass auf nationaler Mission
Die Düsseldorfer Tischtennis-Profis Timo Boll und Kristian Karlsson sind heute im Achtelfinale des Einzelwettbewerbs gefordert, am Donnerstag beginnt das Mannschaftsturnier und damit der zweite Teil der European Games. Ganz gleich wie weit es die beiden schaffen, ein Borusse ist auf jeden Fall bis zum Ende der Veranstaltung im weißrussischen Minsk dabei: Dr. Antonius Kass. Der Mannschaftsarzt des deutschen Rekordmeisters fungiert bei den European Games als Chief Medical Officer des DOSB und verantwortet weit mehr als ausschließlich die Gesundheit der Tischtennis-Spieler.
„Toni“ ist Arzt mit Leib und Seele. Seine provisorisch eingerichtete Praxis befindet sich direkt neben den Organisationsbüros des DOSB – ein Doppelappartement, in dem der Orthopäde auch schläft. Als Leiter der medizinischen Zentrale ist Kass auch für die Einteilung der Ärzte und Physiotherapeuten zuständig sowie schon weit im Vorfeld der Spiele für den Aufbau der Organisation. „Das läuft aber eher nebenbei“, erklärt der 56-jährige Familienvater. „Vor allem bin ich hier aber Arzt. Wir betreuen die Verbände, die ohne eigenes medizinisches Personal anreisen. Manchmal sind die Verbandsärzte auch in den Stadien oder Hallen und gleichzeitig wird hier im Olympischen Dorf jemand gebraucht.“
Die Bandbreite der medizinischen „Notfälle“ ist groß. Von der Pollenallergie bis zum Bänderriss wird Kass zu allem konsultiert, was dem Sportler wiederfahren kann. Dabei hilft dem gebürtigen Ostwestfalen seine Profikarriere als Volleyballer. „Viele sagen mir, dass das ein großer Vorteil ist“, so Kass. „Ich denke, es ist wichtig zu wissen, wie es sich anfühlt, wenn man fünf oder sechs Stunden am Tag trainiert und was es bedeutet, wenn es dann zwickt.“ 1991 absolvierte er sein letztes Länderspiel, seinen ersten Einsatz als Verbandsarzt hatte der Zwei-Meter-Mann nur zwei Jahre später mit gerade einmal 30 Jahren für den Deutschen Volleyball-Verband.
In seiner Praxis auf der Benderstraße in Düsseldorf ist Toni Kass auch für die Borussen und die Spieler im Deutschen Tischtennis-Zentrum jederzeit gut zu erreichen. Kein Wunder, dass er die erste Wahl für den DTTB war, als die Stelle des Verbandsarztes vakant wurde. „Das war eine kuriose Geschichte“, erzählt Kass. „Damals hieß es: Mach dir aber keine Hoffnungen auf Olympische Spiele. Ein Verbandsarzt vom Tischtennis war noch nie bei Olympia.“ In London 2012 saß Toni Kass als Arzt in der Tischtennishalle und vier Jahre später sogar als Mitglied der medizinischen Zentrale in Rio.
Foto: Borussia Düsseldorf