Finale Düsseldorf Masters: Paukenschlag durch Engemann gegen Franziska
Mit Qiu und Mengel erreichen zwei weitere Deutsche das Halbfinale / Duda ausgeschieden
Ein Viertelfinale mit einem großen und zwei kleinen Favoritenstürzen gab es bei der Endrunde des Düsseldorf Masters. Nach dem Paukenschlag von U23-Talent Gerrit Engemann über den Weltranglisten-16. Patrick Franziska sowie den Niederlagen von Benedikt Duda gegen Anton Källberg (Schweden) und Omar Assar (Ägypten) gegen Steffen Mengel wurde heute nur der an vier gesetzte Dang Qiu seiner Favoritenrolle gerecht. Die beiden Vorschlussrundenbegegnungen (ab 11 Uhr) und das Endspiel (14 Uhr) werden am Sonntag auf Sportdeutschland.TV, im Borussia TV und tischtennis.de live übertragen.
Engemann mag's selbst nicht glauben
Für eine faustdicke Überraschung sorgte Gerrit Engemann. Das 21 Jahre alte Talent des TTC GW Bad Hamm, als Ersatz für den nicht abkömmlichen Weltranglistenelften Dimitrij Ovtcharov ins Feld gerückt, warf in sieben Sätzen den an Position eins gesetzten Saarbrücker Patrick Franziska aus dem Titelrennen. Der U21-EM-Finalist von 2019 drehte das Match ausgerechnet in jenem Moment, als der Weltranglisten-16. bei 2:2 nach Sätzen im fünften Durchgang bei einer 7:3-Führung auf der Siegerstraße schien. Zweitligaspieler Engemann holte sich den Satz mit 11:8 und ließ sich anschließendend auch vom 3:3-Ausgleich des EM-Dritten nicht beeindrucken. Der Entscheidungssatz ging nach einem 5:0-Start sogar mit 11:3 an den Westfalen. Franziska lobte seinen Gegner, übte aber auch deutliche Selbstkritik: "„Gerrit hat ganz gut gespielt, ich eher weniger. Ich war heute nicht zufrieden mit meiner Vorstellung. Gut, dass die Saison erst in ein paar Wochen beginnt. Ich habe deutlich gemerkt, welche Defizite noch da sind.“
Der stolze Überraschungssieger gestand im Anschluss: "Ich kann es im Moment selbst noch nicht wirklich glauben. Patrick hatte sicherlich nicht seinen besten Tag und es herrschten wegen der hohen Luftfeuchtigkeit in der Halle auch schwierige Verhältnisse. Aber ich habe gut gespielt und bin sehr glücklich, einen Spieler geschlagen zu haben, der so hoch in der Weltrangliste eingestuft ist. Das ist mir noch nie zuvor gelungen." Engemann, der in der Masters-Serie jedoch zuvor immerhin bereits zweimal den Weltranglisten-76. Alberto Mino (Ecuador) bezwingen konnte, führt seine gute Form auf das intensive Training der letzten Monate zurück: "Die sehr lange Trainingsphase durch Corona hat mir gutgetan. Es war wirklich einmal Zeit, intensiv auch an den Basics zu arbeiten. Ich spüre, dass ich immer besser spiele." DTTB-Sportdirektor Richard Prause lobte die Leistung des Talents: "Auch wenn Patrick sicherlich besser spielen kann, diesen Sieg hat sich Gerrit mit vielen guten Bällen und einer starken Leistung heute durchaus verdient."
Auch Hippler leistet Widerstand
Auch der 21 Jahre alte Tobias Hippler zog sich sich in seinem Match gegen Penholder-Ass Dang Qiu gut aus der Affäre. Immerhin gelang dem Außenseiter aus Köln nach einem 4:8-Rückstand im dritten Satz der zwischenzeitliche 1:2-Anschluss gegen den Weltranglisten-52. aus Grünwettersbach. Auch im fünften Durchgang erarbeitete sich der immer besser ins Match findende Zweitligaspieler drei Satzbälle, verpasste jedoch den Einzug in den sechsten Satz. Favorit Dang Qiu lobte anschließend seinen Gegner: "Tobi hat sich im Laufe des Spiels gesteigert und es wäre beinahe noch zu einem sechsten Satz gekommen. Es war ein gutes Match von uns beiden. Ich bin froh, dass ich 4:1 gewonnen habe und es nicht knapper geworden ist." Tobias Hippler sagte: "Taktisch habe ich heute ein paar Fehler gemacht, mit denen ich ein solches Spiel nicht gewinnen kann. Aber insgesamt war es ganz okay: Taktisch nicht perfekt, aber spielerisch ganz gut.“
Engemann fordert im Halbfinale Qiu heraus
Im Halbfinale muss sich Qiu nun am Sonntag um 11 Uhr mit dem Überraschungs-Halbfinalisten Gerrit Engemann auseinandersetzen. Bei den vorausgegangenen Masters-Ausgaben hatten sich beiden Kontrahenten bereits mehrfach gegenüber gestanden. Engemann erinnert sich an die bisherigen Duelle weniger gern: "Wir haben dreimal gespielt und bisher konnte ich noch keinen Satz gewinnen. Deshalb nehme ich mir am Sonntag einen Satzgewinn als Zielsetzung vor. Aber ich hoffe natürlich, dass ich Dang vielleicht auch noch etwas mehr ärgern kann."
Mengel lässt Afrikameister Assar keine Chance
Dritter Deutscher im Halbfinale ist Steffen Mengel, der mit einer Wildcard in das Turnier gerückt war. Der Spanish-Open-Halbfinalist beherrschte den Ägypter Omar Assar beim 4:0 fast nach Belieben. Der Mühlhausener war in dem Duell der beiden Topspinkünstler von Beginn an der agressivere Spieler und ließ den Weltranglisten-38. zu keiner Zeit zu seinem Spiel finden. Auch wenn es bereits der zweite Masters-Erfolg für den Deutschen über den mehrfachen Afrikameister war, mit solch einem deutlichen Resultat hatte auch Mengel nicht gerechnet: "Ich war selbst überrascht, dass es heute so klar wurde. Aber ich habe fast fehlerfrei über die vier Sätze gespielt, so dass Omar am Ende auch etwas konsterniert schien. Aber auch wenn das Ergebnis klar aussieht, gefühlt musste ich in jedem Ballwechsel bis zum Ende hellwach sein, damit so ein Spiel sich nicht noch dreht. Entscheidend war, dass es mir gelungen ist, von Beginn an sehr aggressiv zu spielen und Omar unter Druck zu setzen. Dann kommt solch ein Ergebnis auch schon einmal zustande." Gentleman Assar gratulierte: "Ich habe heute keinen Rhythmus für mein Spiel gefunden. Ich gratuliere Steffen. Er hat super gespielt.“
Im Halbfinale am Sonntag um 11.50 Uhr steht Steffen Mengel dem Schweden Anton Källberg gegenüber, der heute den Weltranglisten-38. Benedikt Duda mit 4:2 besiegte. Nochmals Mengel: "Das Halbfinale wird nicht leicht. Anton ist sehr gut in Form, wie er heute gegen Benne und auch zuvor bei seinen Turniersiegen beim Masters und in Schweden gezeigt hat. Ich muss sehr gut spielen, wenn ich ins Finale einziehen will."
Källberg besiegt erneut Duda
Für Källberg war es im Viertelfinale der zweite Erfolg binnen weniger Wochen über den Bergneustädter, den er zuletzt auch im Finale der achten Masters-Auflage besiegt hatte. Anton Källberg war zufrieden: "Es war ein ganz enges Spiel zwischen Benne und mir, in dem Aufschlag und Rückschlag sehr dominant waren. Aber Hauptsache, ich habe gewonnen. Am Ende hat den Ausschlag gegeben, dass Benne ein paar einfache Fehler mehr gemacht hat. Ich bin allerdings auch gut in Form, vor einer Woche habe ich ein Turnier in Schweden gewonnen. Morgen werde ich einmal trainieren und mich ansonsten ausruhen, um am Sonntag im Halbfinale fit zu sein." Benedikt Duda gestand nach der Niederlage ein: "Anton hat gut gespielt heute. Ich hatte heute nicht ausreichend Mittel, um das Spiel für mich zu entscheiden. Deswegen hat er verdient gewonnen."
ZDF-Sportreportage und sportschau.de berichten am Sonntag
Rekordeuropameister Timo Boll, dem eine Wildcard für den Finalstart sicher war, musste seine Teilnahme in dieser Woche wegen einer Magen-Darm-Verstimmung absagen. Der über die Punktewertung qualifizierte Weltranglistenelfte Dimitrij Ovtcharov kann hingegen wegen Verpflichtungen für seinen Arbeitgeber Orenburg nicht an der Endrunde teilnehmen.
Das Düsseldorf Masters wird an diesem Wochenende nicht nur auf Sportdeutschland.TV, im Borussia TV und auf tischtennis.de live gestreamt und kommentiert. Zusätzlich zur heutigen Liveschalte des WDR in die Sendung Lokalzeit sind Bilder vom Finale am Sonntag ab 17.10 Uhr im Rahmen der ZDF-Sportreportage und auf sportschau.de zu sehen.
Tickets für das Herren-Finale und das Damen-Turnier noch zu haben
Im Anschluss an das Finale der Herren folgt am nächsten Wochenende (29./30. August, jeweils ab 10 Uhr) als letztes Event der insgesamt zwölfteiligen Masters-Serie ein zweites Damen-Turnier. Das erste Masters der Damen hatte im Juli Abwehr-Ass Han Ying für sich entschieden.
Das Düsseldorf Masters wird seit Anfang Juni von Borussia Düsseldorf mit Unterstützung des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) an nahezu jedem Wochenende durchgeführt. Den deutschen Nationalspielern und den beteiligten ausländischen Stars bietet es angesichts der durch die Covid-19-Pandemie abgesagten internationalen Turniere die Möglichkeit, in den Duellen mit hochkarätigen Konkurrenten wichtige Wettkämpfe zu bestreiten.
Für das Herren-Finale und das Damen-Turnier sind eine begrenzte Anzahl von Zuschauern im ARAG Centercourt zugelassen. Alle Infos zu den Tickets gibt es auf der Website von Borussia Düsseldorf.
Düsseldorf Masters, Finalturnier (21. und 23. August)
Finale, 23. August
14 Uhr
Halbfinale, 23. August
Dang Qiu GER - Gerrit Engemann GER, 11 Uhr
Steffen Mengel GER - Anton Källberg SWE, direkt im Anschluss, aber nicht vor 11.50 Uhr
Viertelfinale, 21. August
Patrick Franziska GER (Setzungsposition 1) - Gerrit Engemann GER 3:4 (6,-9,8,-10,-8,8,-3)
Dang Qiu GER (4) - Tobias Hippler GER 4:1 (6,8,-9,4,12)
Benedikt Duda GER (3) - Anton Källberg SWE 2:4 (6,-10,-8,-1,9,-10)
Omar Assar EGY (2) - Steffen Mengel GER 0:4 (-3,-5,-4,-2)
Foto: Jörg Fuhrmann
Text: DTTB