Jahresrückblick Borussia Düsseldorf 2020
Krönender Abschluss eines besonderen Jahres
Das Jahr 2020 begann mit einer Enttäuschung und endete mit dem größtmöglichen Triumph. Kurz nach Jahresbeginn unterlag Borussia Düsseldorf im Pokal-Halbfinale den TTF Liebherr Ochsenhausen mit 2:3, lediglich Timo Boll hatte sich in Topform präsentiert und die zwei Zähler beigesteuert. Die erste Titel-Chance war dahin, die zweite wurde der Borussia im April genommen. Das Pokal-Aus hatte vor allen Dingen Ricardo Walther und Anton Källberg belastet, die bis dahin durchwachsene Vorstellungen gezeigt hatten. Dieses Negativ-Erlebnis war jedoch bei den beiden Borussen eine Initialzündung, sie steigerten sich von Match zu Match und spielten fortan eine vorzügliche Rückserie, die zum hochverdienten Halbfinaleinzug in die Champions League 2019/20 führte. Doch dann stoppte die Covid-19-Pandemie die sich in glänzender Verfassung auftretenden Düsseldorfer - Die Saison wurde abgebrochen, der Siegeszug jäh gestoppt.
Nach einer dreimonatigen Pause war es dann gelungen, die unterbrochene Tischtennis Bundesligasaison fortzuführen. Der Modus wurde angepasst, es gab nur ein Halbfinale statt einer Best-of-Three Serie. Der Rekordmeister traf wie im Pokal in der Vorschlussrunde auf Ochsenhausen, den deutschen Meister der Vorsaison. Zunächst schien es, dass die Revanche gelingen würde, als die Borussia mit 2:0 in Führung ging. Dann kippte das Spiel, die Gastgeber verloren äußerst unglücklich und wiederum mit 2:3. Sicherlich, Timo Boll hatte sich am Tag vor dem live auf Eurosport gezeigten Duell am Rücken verletzt und unter großen Schmerzen gespielt. Und auch Kristian Karlsson laborierte schon die ganze Saison an einer schmerzhaften Entzündung im Ellenbogen und war nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Beides Gründe, warum es nicht zum Sieg reichte, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass die Mannschaft die Saison ohne Titelgewinn beenden musste.
Strahlende Gesichter sollte es dafür zum Jahresabschluss geben. Die Borussia bekam den Zuschlag, die Champions League in einem kompakten Turnierformat ausrichten zu dürfen und demonstrierte nicht nur Qualitäten in der Organisation einer solchen Veranstaltung, sondern auch sportlich. Die Mannschaft zeigte sich von ihrer besten Seite und setzte sich nach starken Vorstellungen im "Finale dahoam" die Krone des wichtigsten Vereinswettbewerbs in Europa auf. Dieser Titel wirkte wie ein Befreiungsschlag, Spieler, Trainer und Verantwortliche konnten ihre Emotionen nicht mehr zurückhalten, es flossen Freudentränen. Der 72. Titel der Vereinsgeschichte wird als einer der schönsten Siege in die Historie eingehen. Gleichzeitig war es Timo Bolls 25. Triumph mit der Borussia, er zog mit dem bisherigen Rekordhalter Jörg Roßkopf gleich. Für Ricardo Walther und Kamal Achanta war es der erste Champions League Titel.
Zwischen der Enttäuschung im Januar und dem großen Triumph im Dezember lag ein besonderes Jahr, das durch die Corona-Krise geprägt war. Die Borussia hatte es genutzt, um die Profis trotz zeitweiliger Schließung des Deutschen Tischtennis-Zentrums aktiv zu halten. Sie rief im April das Hilfsprogramm "Borussia Düsseldorf hilft" ins Leben, mit dem sie bis heute und auch weiterhin Hilfsbedürftige unterstützt, Timo Boll überbrachte höchstpersönlich Lebensmittel. Das Quintett Boll, Kristian Karlsson, Ricardo Walther, Anton Källberg und Omar Assar trat im Mai zu einer ungewöhnlichen Challenge gegen Tischtennis-Deutschland an. Mit speziellen Aufgaben, u.a. Ball auf dem Schlägergriff hochhalten, Ball mit der Klorolle spielen, forderten die Profis die Community in unserem Land heraus. Außerdem entwickelte die Borussia eine Turnierserie für die eigenen Akteure, die deutschen Nationalspieler und die Spieler der Trainingsgruppe am Deutschen Tischtennis-Zentrum, die Düsseldorf Masters. Von Juni bis August sammelten die Athleten Spielpraxis, die aufgrund der abgesagten internationalen Turniere lange Zeit keine Wettkämpfe bestreiten konnten. Das Auftaktturnier gewann am 2. Juni Timo Boll, das Finale Ende August der künftige Düsseldorfer Dang Qiu (aktuell ASV Grünwettersbach).
Statistik
Borussia Düsseldorfs Tischtennisasse absolvierten in den vergangenen 12 Monaten 27 Pflichtspiele, von denen sie 24 gewannen (89%). Seit dem Saisonstart 2020/21 im September triumphierten die Landeshauptstädter sogar in 94 Prozent der Spiele, sie verließen in 18 Partien die Box 17 Mal als Sieger. Der wichtigste Erfolg gelang den Borussen erst jüngst und brachte den 72. Titel der Vereinsgeschichte ein - Das Team von Coach Danny Heister hatte sich die Champions League Krone aufgesetzt. Sieben Begegnungen endeten in diesem Jahr mit 3:1, 14 mit 3:0 und sechs mit 3:2. Im Durchschnitt bekamen die Zuschauer 3,7 Matches pro Spiel zu sehen.
Außergewöhnlich gut lesen sich auch die persönlichen Bilanzen der Borussia Cracks: Timo Boll siegte in 21 seiner 24 Matches - Das entspricht einer herausragenden Sieg-Quote von 88 Prozent. Dem standen Ricardo Walther (15 Siege in 17 Einzeln) und Dauerbrenner Anton Källberg (28 Siege in 34 Einzeln) in Nichts nach und gewannen ebenfalls 88 Prozent ihrer Spiele. Nach einer 6:3-Bilanz bis Juni ging bei Källberg der Knoten in den letzten vier Monaten so richtig auf. Der Youngster setzte sich in 22 Matches durch und verlor lediglich ein einziges und avancierte damit zum erfolgreichsten Akteur in der zweiten Jahreshälfte (96% Sieg-Quote). Einzig der üblicherweise sehr zuverlässige Kristian Karlsson, der den nun 16-fachen internationalen Titelträger mit seinem Match-Gewinn in das Champions League Finale brachte [Anm.d.Red.: Sieg im Halbfinale beim Stand von 2:2 gegen Jekaterinburg], kommt in 2020 auf eine ausgeglichene Bilanz von elf Siegen und elf Niederlagen. Allerdings spielte der Schwede lange Zeit mit Ellenbogen-Problemen, die nach dem Play-off-Halbfinale im Sommer einen operativen Eingriff nötig machten und ihn mit Trainingsrückstand in die laufende Spielzeit gehen ließen.
Für die Athleten der Borussia hatten die zurückliegenden Monate noch einiges mehr zu bieten. Timo Boll gewann zum siebten Mal das Europe Top 16, Ricardo Walther erstmals die deutsche Meisterschaft im Einzel. Bereits zum zweiten Mal wurde Anton Källberg schwedischer Einzelmeister, während Kamal Achanta, der in dieser Saison für den Rekordmeister noch nicht zum Einsatz kam, bei den Oman Open im Einzelwettbewerb Gold holte. Es war das letzte internationale Turnier vor der weltweiten Covid-19-Pandemie.
TV- und Internet-Berichterstattungen
Die Auftritte von Borussia Düsseldorf wurden allesamt live im TTBL.tv, Sportdeutschland.tv und im vereinseigenen Borussia TV sowie auf ettu.tv und auf tv.ittf.com gezeigt. Darüber hinaus gab es Berichterstattungen im deutschen Fernsehen (u.a. ARD "Sportschau" und "Morgenmagazin", ZDF "heute" und "Morgenmagazin", RTL "Aktuell", Eurosport, Sky Sport News HD, WDR "Aktuell" und "Lokalzeit", SR "sportarena" und "Aktueller Bericht") sowie vom Champions League Halbfinale und Finale in über 20 Ländern. Rund fünf Millionen Menschen verfolgten die Champions League Beiträge im deutschen Fernsehen. Insgesamt erreichte die Borussia in diesem Jahr mit den Spielen der Profis, den Düsseldorf Masters (Juni-August), der Challenge "Borussia vs. Tischtennis-Deutschland" (Mai), den Kids Open Heimatsommer (August) und dem Hilfsprojekt "Borussia hilft" (seit April) 21 Millionen Fernsehzuschauer und mehr zehn Millionen Menschen im Internet.
Foto: Matthias Ernst