Presse: Boll-Interview: "Die Chinesen ins Grübeln bringen"
Timo Boll zur WM in Japen
Das WM-Endspiel gegen China zu erreichen und die Chinesen dort zu attackieren, ist das Ziel von Deutschlands Herren bei den Mannschafts-Weltmeisterschaften in Tokio, die am Montag beginnen. "Aber wir sprechen trotzdem nicht nur von den Chinesen", stellt Timo Boll im Kurz-Interview klar. "Dafür sind die Gegner auf dem Weg in dieses mögliche Finale zu anspruchsvoll." Schon die Vorrundengruppe mit Singapur als Auftaktgegner sei nicht leicht zu gewinnen. Bolls Respekt besonders vor Topspieler Gao Ning ist groß.
Tokio. Zusammen mit Chinas Olympiasieger und Weltmeister Zhang Jike sowie Japans Aushängeschildern Jun Mizutani und Kasumi Ishikawa war Timo Boll Stargast auf Sportlerseite bei der Auftakt-Pressekonferenz der am Montag beginnenden Team-WM (28. April bis 5. Juni) in Japans Hauptstadt. Im Anschluss sprach der Rekord-Europameister im Kurz-Interview über seine aktuelle Belastbarkeit und Form nach seiner Verletzungspause während der German Open in Magdeburg, über ein mögliches Finale gegen China und den Weg dorthin sowie über die Hackordnung im deutschen Team. Letztere gibt es übrigens gar nicht. "Auch der Jüngste im Team wie hier in Tokio Patrick Franziska sagt seine Meinung und wird gehört. Weltranglistenposition oder Erfahrung haben keinen Einfluss bei uns", erklärt Boll.
Frage: Bei wie viel Prozent Ihrer Belastbarkeit sind Sie jetzt nach Ihrer Verletzungspause, die Sie unter anderem die Teilnahme an den German Open in Magdeburg gekostet hatte?
Timo Boll: Ich muss hier in Tokio bei 100 Prozent sein, sonst brauchen wir über ein mögliches Finale gegen China gar nicht zu reden. Ich fühle mich fit. Auch unsere Mannschaft ist bereit, im Moment fehlt uns allerdings noch Patrick Baum. Wir hoffen alle, dass er nachkommen kann. Zumindest im ersten Spiel muss es aber auch so gehen.
Wie ist Ihre aktuelle Form?
Boll: In den Play-off-Halbfinals der TTBL habe ich schon ganz gut gespielt und schnell meine Form wiedergefunden. Ich hoffe, dass ich hier noch ein paar Prozent nachlegen kann. Ich kann mich eigentlich ja immer während eines Turniers steigern.
Wie finden Sie die Bedingungen in der Yoyogi Arena als Wettkampfhalle der Championships Division?
Boll: Ich finde die Halle okay. Für mich ist hier alles in Ordnung. Ich habe ein paar gute Trainingsmatches bestritten. Jetzt kannst es endlich losgehen.
Wie wahrscheinlich ist ein Finale zwischen Deutschland und China?
Boll: Wir zusammen sind hier ein sehr starkes Team, wahrscheinlich das stärkste, das es je in Deutschland gegeben hat. Unser Ziel ist natürlich das Finale gegen China. Aber wir sprechen trotzdem nicht nur von den Chinesen. Dafür sind die Gegner auf dem Weg in dieses mögliche Finale zu anspruchsvoll. Schon unsere Vorrundengruppe ist nicht leicht zu gewinnen.
Wie schwierig wird das Auftaktmatch gegen Singapur am Montagmorgen?
Boll: Singapur ist ein harter Gegner für den Auftakt. Mit Gao Ning haben sie einen der stärksten Einzelspieler. Er spielt aber sehr wechselhaft. Es kann bei ihm in jede Richtung gehen: Er kann an einem super Tag die Chinesen schlagen und danach wochenlang gegen jeden verlieren. Hoffentlich hat er montags um 10 Uhr morgens nicht so viel Lust…
Sie sind erstmals seit Langem bei einer WM nicht mehr der beste Deutsche in der Weltrangliste, nachdem Dimitrij Ovtcharov Sie überholt hat. Sind Sie in der Mannschaft als erfahrenster Spieler der Leitwolf, der das Sagen hat, oder ist er es als Nummer eins?
Boll: Nein, ich war noch nie der Typ, der immer alles bestimmen muss. Für mich ist es außerdem kein Problem, dass „Dima“ jetzt die Nummer eins ist. Er hat sich super entwickelt und ist eine große Stütze der Mannschaft. Einen Leitwolf gibt es bei uns nicht. Auch der Jüngste im Team wie hier in Tokio Patrick Franziska sagt seine Meinung und wird gehört. Weltranglistenposition oder Erfahrung haben keinen Einfluss bei uns.
Falls es zu einem Duell mit den Chinesen kommt, wie kann man sie schlagen?
Boll: Die wichtigste Voraussetzung, gegen China zu gewinnen, ist daran zu glauben. Wir müssen uns sehr gut vorbereiten und einen guten Start ins Match haben, damit sie ins Grübeln kommen. Alle von uns müssen über sich hinauswachsen. Ich hoffe einfach, dass die Chinesen nicht die nächsten 100 Jahre alle Titel abstauben.
Quelle: DTTB