Profis · 

Presse: Geglückte Generalprobe: DTTB-Herren besiegen Schweden

EM-Qualifikation: Deutschland - Schweden 3:0

 

(Quelle: DTTB)

Olympia kann bald kommen, Deutschlands Herren sind bereit. Am frühen Samstagabend besiegte das Trio von Bundestrainer Jörg Roßkopf den EM-Zweiten von 2011, Schweden, mit 3:0. Dabei musste kurzfristig Ricardo Walther für den verletzten Dimitrij Ovtcharov einspringen.

Braunschweig. Die London-Generalprobe im Team ist gelungen. Vor 1300 Zuschauern in der Volkswagen Halle Braunschweig haben Deutschlands Herren Schweden mit 3:0 besiegt, allerdings in anderer Besetzung als geplant. Die Mannschaft von Bundestrainer Jörg Roßkopf musste den kurzfristigen Ausfall von Dimitrij Ovtcharov kompensieren, der sich beim Abschlusstraining am Freitag eine leichte Bänderdehnung im Knöchel zugezogen hatte. "Es ist zum Glück nicht in London passiert, deshalb hält sich der Schock in Grenzen. Sein Olympiastart ist nicht gefährdet", sagte Roßkopf. So kam B-Kader-Spieler Ricardo Walther unverhofft zu seinem ersten Länderspieleinsatz, weil zuvor schon sein Düsseldorfer TTBL-Teamkollege Patrick Baum wegen einer starken Erkältung ausgefallen war. Den Schweden fehlte Altmeister Jörgen Persson (Wadenzerrung).

Nach dem Verlust des ersten Satzes legte Timo Boll mit einer konzentrierten Leistung gegen den Weltranglisten-51. und Ex-Bremer Jens Lundquist den Grundstein zum Erfolg. „Das war seit langem der erste Wettkampf. Daher wusste ich, dass es nicht einfach wird. Gegen Jens habe ich auch schon  verloren", sagte Boll. Gerade im Aufschlag-Rückschlag-Bereich habe er noch Luft nach oben gehabt. "Da sind mir ein paar Fehler unterlaufen, und ich habe nicht so präzise gespielt. Man merkt schon, dass die letzten Wochen sehr hart waren. Jetzt geht es in der kommenden Woche darum, sich die Spritzigkeit und Spielpraxis zu holen und am Feingefühl zu arbeiten. Nach dem Lehrgang und dem Turnier in Rotenburg sieht die Welt schon wieder anders aus", sagte der Rekord-Europameister, der sich im Hinblick auf London zuversichtlich gibt: „Ich weiß, dass in beiden Wettbewerben eine Medaille möglich ist. Die Vorbereitung lief gut, ein Selbstläufer ist es aber nicht. Die anderen trainieren auch hart und gut. Ich weiß, was auf mich zukommt und bin vorbereitet", betonte Boll.

Bastian Steger, der amtierende Deutsche Meister im Einzel und Doppel vom 1. FC Saarbrücken TT, erhöhte mit einer starken Leistung in drei Sätzen gegen Pär Gerell auf 2:0. "Das waren wohl rund 90 Prozent meiner Olympiaform", schätzte Steger und war zufrieden. "Ich habe mich heute schon ganz gut bewegt, hoffe aber natürlich, dass ich mich noch steigern kann."

Walther setzt den Schlusspunkt

Das Duell der 20-jährigen Youngster, Ricardo Walther gegen Kristian Karlsson, entschied der Deutsche für sich. Um 17:48 verwandelte Walther seinen dritten Matchball zum 13:11 gegen die Nummer 132 der Weltrangliste. Erst am Dienstag war er aus dem Urlaub zurückgekommen, am Freitag erfuhr er von Jörg Roßkopf von seinem möglichen Einsatz. Keine Zeit, um lange aufgeregt zu sein. "Das war wohl ganz gut so, denn so konnte ich mir nicht zu viele Gedanken machen", sagte Walther, der Sieger des U21-Turnier bei den Swedish Open 2011, der seinen Gegner schon von zahlreichen Vergleichen in der Jugend kannte. "Sein Spiel liegt mir, aber ich wusste, dass es nicht leicht werden würde. Der Erfolg gibt Selbstvertrauen auch für die nächste Saison bei Borussia Düsseldorf. Das war ein tolles Erlebnis. Es spielt sich einfacher, wenn so viele Zuschauer hinter einem stehen." In der vergangenen Spielzeit war Walther in der 2. Bundesliga für Jülich aktiv.
Seine Trainingspause vor Braunschweig hat sich nicht negativ ausgewirkt, außerdem ist er auch leicht erkältet. "Ich war erstaunt, wie gut es ging, auch wenn ich ein paar leichte Fehler gemacht habe, zum Beispiel beim Blocken. Aber im Großen und Ganzen habe ich die Taktik gut umsetzen können."
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sagte zum Debüt Walthers: „Für ihn war seine Nominierung eine Überraschung. Ich weiß, wie man sich beim ersten Länderspiel fühlt. Er hat das heute ganz ordentlich gemacht. Ricardo kann sich in einem Spiel gut steigern und konzentrieren. Er hat sehr viel Talent für Tischtennis. Jetzt muss er noch lernen, hart an sich zu arbeiten."

"Wichtig, wieder einen Wettkampf zu spielen"

Den Olympia-Härtetest in Braunschweig bewertete Roßkopf so: „Nach den vielen Lehrgängen war es wichtig für uns, wieder einen Wettkampf zu spielen, mit Zuschauern, mit Schiedsrichtern. Wir haben gewonnen, von daher bin ich zufrieden." Vergleichbar mit Olympia sei die Generalprobe natürlich nicht. "In London wird der Druck viel größer sein, aber da habe ich bei meinen Spielern keine Bedenken. Man hat gesehen, dass die Spieler noch an manchen Dingen arbeiten müssen. Nach so einer langen Vorbereitungszeit ist es aber normal, dass der erste Wettkampf ein wenig holprig ist. In der kommenden Woche werden wir beim Lehrgang in Rotenburg den Fokus auf den Wettkampf legen."

Schweden Herren-Nationaltrainer Ulf Carlsson war dagegen etwas enttäuscht über das klare Ergebnis. "Wir haben bei der EM, bei der WM und heute jeweils mit 0:3 verloren. Ein knappes Spiel gibt Energie fürs nächste Mal. Aus einem 0:3 kann man keine zusätzliche Energie ziehen", resümierte der Doppel-Weltmeister von 1985. Er hoffe, dass sich seine Mannschaft in zwei Wochen in einer besseren Form präsentieren könne. "In Rotenburg machen wir zusammen mit den anderen Europäern in der nächsten Woche verstärkt wettkampforientiertes Training. Dann kommen wir näher an unsere gewünschte Olympiaform heran." Am nächsten Samstag folgt die Einzel-Generalprobe für London. Zum Abschluss des gemeinsamen Lehrgangs gibt es ein öffentliches Turnier ab dem Viertelfinale in der Göbel Hotels Arena in Rotenburg an der Fulda.

Es war nicht das olympische Turnierformat, in dem auch ein Doppel gespielt wird, aber eine Veränderung des Modus‘ war nicht möglich, war die Partie doch gleichzeitig Auftakt der EM-Qualifikation, der JOOLA European Championships Qualification. In der obersten Kategorie, der Championships Division, spielen insgesamt zwölf Mannschaften, aufgeteilt in zwei Gruppen, jeweils einmal gegeneinander. Die fünf besten Teams qualifizieren sich für die Europameisterschaften 2013 im österreichischen Schwechat. Begehrt ist vor allem Platz eins in der Gruppe, denn die Sieger sind bei der EM direkt für das Viertelfinale gesetzt. Die nächste Partie in der EM-Quali ist ein Heimspiel am 4. September gegen Serbien. Parallel tragen Deutschlands Damen dann ihr Auftaktmatch gegen England aus.

Deutschland - Schweden 3:0
Timo Boll - Jens Lundquist 3:1 (-7, 4, 4, 7)
Bastian Steger - Pär Gerell 3:0 (7, 7, 11)
Ricardo Walther - Kristian Karlsson 3:1 (9, -5, 10, 11)

Zuschauer: 1.300

 

Bitte nutzen Sie einen moderneren Browser.