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Saison-Rückblick: Emotionaler Meistertitel und Abschied, Rekord und Premiere, ausstehende Entscheidung

33 von 36 Pflichtspielen in drei Wettbewerben konnte die Borussia gewinnen - eine starke Saison.

Die Tischtennis-Saison 2021/22 ist für Borussia Düsseldorf am vergangenen Samstag mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft zu Ende gegangen. "Ich bin sehr, sehr froh, dass wir gewonnen haben. Eine echte Mannschaftsleistung. Jeder, der heute die Medaille bekommen hat, hat sie redlich verdient. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs", sagte Cheftrainer Danny Heister.

Es war der Höhepunkt und krönende Abschluss einer Spielzeit, die keiner so schnell vergessen wird: Borussia wurde zum 32. Mal Meister und gewann überragende 33 von 36 Spielen, der nach dem Finaleinzug und Ausschluss der russischen Vereine zugesprochene Champions League Titel wurde wieder aberkannt, Timo Boll fehlte ausgerechnet im Pokalfinale verletzt, zog nun aber mit Eberhard Schöler und zwölf Deutschen Meisterschaften gleich, während Dang Qiu seinen Premieren-Meistertitel feierte. Zwischenzeitlich hatten Corona-Infektionen Boll und Anton Källberg zu Pausen gezwungen, bevor im Play-off-Halbfinale gegen Fulda der ARAG CenterCourt erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder ausverkauft war, Källberg avancierte zum zweiten Mal in Folge zum erfolgreichsten Spieler in Europa und mit Kristian Karlsson verlässt ein besonderer Mensch und Sportler den Klub nach sechs Jahren.

Borussia ist jetzt 32 Mal Deutscher Meister, gleichauf mit den Fußballern des FC Bayern München. Diesem wurde eine durchschnittliche bis gute Saison bescheinigt, die Düsseldorfer aber legten eine Außergewöhnliche hin und verdienten sich die Trophäe in einem hochklassigen und spannenden Endspiel gegen den 1. FC Saarbrücken (3:2). Zuvor hatten die Tischtennisasse die Hauptrunde dominiert (20 Siege, zwei Niederlagen, Platz 1) und auch alle Play-off-Partien für sich entschieden. Dass in einer Saison, in der Boll und Co. 33 von 36 Begegnungen gewannen, nur ein Pokal in die Vitrine aufgenommen werden konnte, liegt einerseits am verlorenen Pokalfinale, in dem ein starkes Saarbrücken das Fehlen von Timo Boll aufgrund des bei der Weltmeisterschaft in Houston erlittenen Bauchmuskelanrisses und des am Ende einer unruhigen Woche durch die Corona-Infektion seiner Freundin nicht in Bestform spielenden Anton Källberg nutzte, und anderseits an der noch ausstehenden Entscheidung des ETTU Board of Appeal, das der Borussia den nach dem Halbfinalsieg über Saarbrücken und dem Ausschluss der russischen Klubs Orenburg und Jekaterinburg zugesprochenen Champions League Sieg wieder aberkannte, von seinem eigenen Präsidium aber noch einmal zur Überprüfung des Ergebnisses gebeten wurde. Aktuell steht Deutschlands erfolgreichster Tischtennisverein bei 75 Titeln, ob der 76. noch dazukommt, bleibt abzuwarten.

Mit dem Gewinn des Deutschen Meistertitels schraubte Timo Boll seine herausragende Bilanz auf zwölf Erfolge und egalisierte den bisherigen Rekord vom Vizeweltmeister 1969 und früheren Borussen, Eberhard Schöler. Während der seinerzeit beste Abwehrspieler der Welt seine Siege mit zwei Vereinen errang (sieben mit der Borussia, fünf mit DjK Tusa Düsseldorf), feierte Boll alle Triumphe mit Borussia Düsseldorf. Dafür brauchte der 41-Jährige gerade einmal 15 Jahre - Rekord. Zum ersten Mal reckte hingegen Teamkollege Dang Qiu den Meisterpokal in die Höhe, nachdem er in seiner Vereinskarriere bislang einmal den deutschen Pokal mit dem ASV Grünwettersbach gewonnen hatte.

Die Saison 2021/22 war wie die beiden Spielzeiten zuvor von der Corona-Pandemie geprägt. Zum einen fielen Profis mit Infektionen aus, darunter auch Boll und Källberg, zum anderen waren lange Zeit nur wenige Zuschauer bei den Spielen zugelassen. Der bis kurz vor dem Covid-Ausbruch regelmäßig vollbesetzte ARAG CenterCourt durfte erst in der Endphase wieder gefüllt werden und war beim Play-off-Halbfinale gegen den TTC RS Fulda-Maberzell am 15. Mai erstmals seit dem 8. März 2020 ausverkauft.

Dies war umso schöner, da es das letzte Heimspiel von Kristian Karlsson war und der Schwede nach sechs Jahren Borussia verabschiedet wurde. 1.100 Fans hatten sich von ihren Sitzen erhoben und dem sympathischen Menschen und großartigen Sportler Minuten lang Applaus gespendet. Dass die Erfolgsgeschichte des Doppel-Weltmeisters noch ein weiteres Highlight bereithalten würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Im Meisterschaftsfinale sollte Karlsson im alles entscheidenden Doppel an der Seite von Dang Qiu zum Einsatz kommen, machte ein überragendes Spiel und führte die Borussia in seinem letzten Spiel zum Titel und dem perfekten Ende seiner Zeit am Rhein. So emotional das Endspiel aufgrund der Achterbahnfahrt der Gefühle war, so emotional wurde der Abschied. Als die Borussia-Anhänger Karlssons Namen skandierten, flossen beim Schweden die Tränen, und auch bei manch anderem.

"Das ist für uns natürlich ein toller Abschluss in dieser verrückten Saison, die in weiten Teilen vom Lockdown geprägt war und am Ende wieder richtig Fahrt aufgenommen hat", so Manager Andreas Preuß. "Es freut mich für ihn ganz besonders, dass er in seinem letzten Spiel im Doppel den entscheidenden Punkt geholt hat."

Nach dem Triple 2021 folgten Gold- und Bronzemedaillen bei der Europameisterschaft (Boll, Qiu / Källberg), Silber bei den Olympischen Spielen (Boll) sowie Gold (Karlsson) und Bronze (Boll) bei der Weltmeisterschaft, Medaillen bei internationalen Turnieren (Gold und Bronze Karlsson, Gold, Silber und 2x Bronze Qiu), der Vorstoß auf Karriere-Bestwerte in der Weltrangliste von Qiu (14), Karlsson (15) und Källberg (16) und nun der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2022. Damit gehören die letzten zwölf Monate zu den erfolgreichsten der Borussia und ihrer Spieler.

Statistik

Borussia Düsseldorfs Tischtennisprofis absolvierten in der abgelaufenen Spielzeit 36 Pflichtspiele in Champions League, Bundesliga und Pokal, von denen sie sensationelle 33 gewannen (92 Prozent). 21 Begegnungen endeten mit dem klarsten Ergebnis von 3:0, ein Beleg für die Stärke der Mannschaft. Zehn Mal lautete das Resultat 3:1 sowie fünf Mal 3:2, davon alleine in drei Partien gegen Saarbrücken. Im Durchschnitt bekamen die Zuschauer in den Hallen und an den Bildschirmen zu Hause 3,6 Matches pro Spiel zu sehen.

Zwei Borussia-Akteure stachen aus einer faszinierenden Mannschaft besonders hervor: Anton Källberg und Dang Qiu. Der Neuzugang legte eine grandiose erste Saison beim Rekordmeister hin und verließ den Tisch gleich 26 Mal in 29 Einzeln als Gewinner. Mit einer Sieg-Quote von 89,7 Prozent überbot er sogar Timo Boll, der im ersten Jahr in Düsseldorf auf eine Quote von 87,2 Prozent kam (34:5). Källberg hatte eine Vorsaison zu bestätigen, die nur schwer zu toppen war. Er war mit sagenhaften 40 Siegen in 43 Partien zum "Most Valuable Player" (MVP), zum wertvollsten Spieler Europas, aufgestiegen. Diese "Bürde" lähmte den 24-jährigen Schwede nicht, im Gegenteil, er beeindruckte mit bestechenden Leistungen und bestätigte die Bilanz mit 42:4-Siegen und verdiente sich das Prädikat MVP zum zweiten Mal in Folge.

Timo Boll ist auch weiterhin der Leader des Teams und sportlich eine Bank, wenngleich in dieser Saison zwei Mitspieler noch famoser auftrumpften. Er erspielte sich 19 Erfolge bei nur vier Niederlagen, Kristian Karlsson kam bei 22 Auftritten auf 13 Siege und Kamal Achanta gewann und verlor je ein Match.

TV- und Internet-Berichterstattungen

Die Auftritte von Borussia Düsseldorf wurden allesamt live auf TTBL.tv und Sportdeutschland.tv gezeigt. Darüber hinaus gab es Berichterstattungen im deutschen Fernsehen (u.a. ARD "Sportschau", "Morgenmagazin" und "Mittagsmagazin", ZDF "Sportstudio" und "heute", RTL "Nachtjournal", Sky Sport News HD, WDR "Lokalzeit", SR "Sportarena", "Aktuell" und "Aktueller Bericht"). Zudem wurden die Endspiele im Pokal und um die Deutsche Meisterschaft live und in voller Länge auf Sport1 übertragen. Insgesamt erreichte die Borussia in dieser Saison mit den Spielen der Profis, den Spielern als Studiogästen, Portraits über die Sportler und der Tischtennis Outdoor-Kampagne "Düsseldorf spielt Tischtennis" mehr als 22 Millionen Fernsehzuschauer und mehr elf Millionen Menschen im Internet.

Foto: Matthias Ernst

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