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TTBL: Borussia gewinnt in Stadtallendorf  / 7.000 Kilometer für den Sieg

Was für ein "Ausflug" nach Stadtallendorf

An diesem neunten Tischtennis Bundesliga-Spieltag war vieles anders für Borussia Düsseldorf. Sie hatten quasi den gesamten ARAG CenterCourt eingepackt und in Stadtallendorf wieder ausgepackt. Die Spieler fuhren genau wie Mitarbeiter und Helfer 250 Kilometer zu ihrem Heimspiel. Gemeinsam feierten sie mit den Hessen ein Tischtennisfest mit hochklassigen Matches und dem knappen, aber verdienten 3:2-Sieg über den TTC RhönSprudel Fulda-Marberzell. Dang Qiu gewann seine beiden Einzel, für den Siegpunkt sorgten Timo Bollund Kamal Achanta im Doppel.

Die Bärenbachhalle war am heutigen Sonntag das Zuhause auf Zeit für die Borussia. Sie waren ohne Anton Källberg und Kay Stumper angereist, die beide morgen in China beim Mixed-Team-Weltcup spielen, dafür aber mit dem gesamten Equipment vom Tisch über den Boden bis zur Technik für den Livestream. 1.300 Zuschauer in der ausverkauften Halle bedankten sich für diesen Aufwand mit viel Applaus und Unterstützung für die Mannschaft. Die Stimmung war schon vor dem ersten Aufschlag ausgezeichnet.

Dang Qiu war es dann, der auch gleich für die Führung der Düsseldorfer sorgte. Der Europameister traf auf den französischen Jugend-Nationalspieler Thibault Poret. Dieser spielte selbstbewusst auf, doch Qiu behielt mit Ruhe, Übersicht und gewohnter Durchschlagskraft die Oberhand. Schnell brachte er seinen Club auch in ungewohnter Umgebung mit 1:0 in Führung.

Spannend ging es weiter. Timo Boll, auf den sich die Stadtallendorfer besonders gefreut hatten, tat sich schwer gegen ein starken Fanbo Meng. Schon in den ersten beiden Sätzen bewiesen beide mit tollen Ballwechseln, wieviel Spaß Tischtennis macht. Doch Meng war derjenige, der mehr Punkte gewann. Die Rallyes wurden in der Folge noch länger und spektakulärer. Boll zeigte, dass er auch mit 42 Jahren noch unglaubliches Ballgefühl besitzt und konnte den dritten Satz sicher gewinnen. Satz vier ging genauso weiter, war aber ausgeglichener. Am Ende konnte der Linkshänder zwar den ersten von zwei Matchbällen abwehren, doch dann feierte Fanbo Meng den Sieg.

Nach der Pause fand Borgar Haug zunächst gar kein Rezept gegen einer der besten Abwehrspieler der Welt, Ruwen Filus. Der junge Norweger, immer offensiv auf den schnellen Punkt aus, machte zu viele Fehler. Nach deutlich verlorenem ersten Satz versuchte er geduldiger auf seine Chance zu warten, spielte besser mit und machte auch sehenswerte Punkte, aber eben viel zu wenig. Nach einem frühen Time-out im dritten Satz konnte Haug das Blatt wenden. Er kämpfte sich in die Partie, wurde stärker und konnte die Sätze drei und vier für sich entscheiden. Die Bärenbachhalle tobte und feuerte den 21-jährigen Borussen mit rhythmischem Klatschen an und bejubelte jeden Punkt lautstark. Der Kampfgeist imponierte den Zuschauern, nur Filus zeigte sich unbeeindruckt und brachte dieses Match doch noch nach Hause.

Jetzt musste Dang Qiu erneut gewinnen, um seine Farben noch ins Entscheidungsdoppel zu bringen. Der Penholder-Spieler hatte mit Fuldas Nummer eins, Fanbo Meng, keine Probleme und glich zum 2:2.

Zum Entscheidungsdoppel traten Timo Boll und Kamal Achanta an. Borussias Inder war erst zu Spielbeginn in Stadtallendorf eingetroffen, nachdem er aus Neu Delhi kommend fast 30 Stunden und 7.000 Kilometer unterwegs war. Sein Gepäck war jedoch nicht mitgekommen. Doch trotz Reisestrapazen und das vergebliche Warten auf seinen Koffer trumpfte Achanta stark auf an der Seite von Boll. Die Links-Rechts-Kombination spielte ihre ganze Routine aus und setzte mit dem 3:1-Erfolg den Schlusspunkt unter ein unterhaltsames und intensives Bundesligaspiel. Es war der erste Saisoneinsatz Kamal Achantas und ein sehrerfolgreicher.

Der Hessische Rundfunk zeigte zudem am Sonntag einen Beitrag im Fernsehen in der Hessenschau (19.30 Uhr, ab Minute 16.50) und der Sendung heimspiel! Bundesliga (22.05 Uhr).

Stimmen zum Spiel:

Timo Boll, Borussia Düsseldorf:
„Gegen Fanbo Meng habe ich immer mal wieder ein paar Probleme gehabt, auch schon verloren. Er hat viel Selbstvertrauen gegen mich und spielte dementsprechend starke Bälle. Außerdem hat er neue Aufschläge gemacht und da habe ich viele direkte Fehler gemacht. Das war keine Glanzleistung von mir und er hat schon verdient gewonnen. Das Doppel mussten wir einfach gewinnen, auch wenn die beiden sehr unangenehm spielen. Wir als rechts/links-Doppel haben da schon Vorteile. Ich bin sehr erleichtert, dass wir heute insgesamt gewonnen haben.“

Kamal Achanta, Borussia Düsseldorf:
„Ich bin sehr glücklich, endlich wieder einmal ein Spiel für Borussia gemacht zu haben. Und es war knapp, fast hätte ich es heute nicht hier her geschafft. Umso schöner, dass ich im Doppel zum Einsatz kam und wir mit unserem Sieg den Gesamterfolg klarmachen konnten.“

Andreas Preuß, Manager Borussia Düsseldorf:
„Mehr geht nicht, das war schon fast wie Weihnachten. Ausverkauftes Haus, hochklassige Spiele, Abwehr gegen Angriff. Und dass Kamal nach über 30 Stunden Anreise heute noch rechtzeitig zu uns gestoßen ist, ist schon was Besonderes. Timo Boll hat für mich etwas überraschen verloren. Aber insgesamt war es ein verdienter Sieg von uns. Und ich bedanke mich von Herzen beim TTC Stadtallendorf für die perfekte Organisation dieses Tischtennisfestes.“

Ruwen Filus, TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell:
„Mit meinem Spiel bin ich zufrieden, es hat sehr gut angefangen. Borgar Haug war etwas nervös, hat viele Fehler gemacht. Dann habe ich etwas den Druck rausgenommen und er wurde immer besser. Ich bin schon froh, dass ich das hinten raus gewonnen habe, hätte es aber nicht soweit kommen lassen dürfen. Wir sind hier her gekommen, um gute Gegenwehr zu leisten. Das haben wir auch geschafft. Am Ende fehlte wieder mal ein bisschen, wie so oft in dieser Saison.“

Das Spiel im Überblick:

Borussia Düsseldorf – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 3:2

Dang Qiu – Thibault Poret 3:0 (11:8, 12:10, 11:9)
Timo Boll – Fanbo Meng 1:3 (10:12, 5:11, 11:4, 9:11)
Borgar Haug – Ruwen Filus 2:3 (3:11, 4:11, 11:8, 11:8, 8:11)
Dang Qiu – Fanbo Meng 3:0 (11:8, 12:10, 11:8)
Timo Boll/ Sharath Kamal Achanta – Ruwen Filus/Thibault Poret 3:1 (11:7, 9:11, 11:4, 11:5)

Foto: Jörg Fuhrmann

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