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Olympia: Borussias Ausflug nach Paris - natürlich mit Tischtennistisch unterm Arm

Rundlauf unterm Eiffelturm - und in einer Bäckerei, in der Metro, im Café ...

Es war schon ein cooler Trip – vielleicht auch etwas verrückt (okay, im Nachhinein betrachtet sogar sehr verrückt): 19 Borussen im Alter von 11 bis 90 Jahren machten sich für einen einzigen Tag auf nach Paris um Olympia-Luft zu schnuppern und die Atmosphäre zu spüren und obendrauf gab es noch jede Menge Regen. Im Gepäck befanden sich zum Glück Schirme und Regenjacken, aber was noch viel wichtiger war: Auch Tischtennisschläger, Bälle und sogar ein Tischtennistisch. So ein kleiner, den man sich unter den Arm klemmen und überall mit hinnehmen kann.

Da war sogar das Radio neugierig, begleitete die Truppe ein ganzes Stück und machte einen schönen Beitrag.

Der lautet wie folgt:

Mit einer Mini-Tischtennis-Platte auf zum Eiffelturm! Diese verrückte Idee hatte der Traditions-Verein Borussia Düsseldorf, der Heimatklub der deutschen Tischtennis-Stars Timo Boll und Dang Qiu. Eine Förderung durch den Deutsch-französischen Bürgerfonds machte die Busreise möglich – nachts hin und die nächste Nacht wieder zurück. Was macht man nicht alles für Olympia. Auch wenn bei den Profis am Start nicht alles nach Plan läuft (Dang Qiu ausgeschieden), werden die Idole symbolisch angefeuert. Stefanie Markert hat sie getroffen.

„Nicht anschneiden! Schon wieder zu weit!“ „Üben, üben, üben!“

Ich spiele mit Noah am Eiffelturm auf einer blauen Tischtennisplatte – nur 90 cm lang und 45 breit, auf die an diesem Tag der Regen prasselt. Unbeeindruckt davon plaudern Matthias und Jona aus dem Klub-Alltag:

„Es gibt in dem Zentrum drei verschiedene Hallen, damit die Profis separat sind.“ „Timo Boll trainiert vielleicht ein bisschen mehr als wir, aber bei uns ist es so 5 – 6 Mal die Woche.“ „Die sind ganz nett, die laufen da auch ‘rum, man trifft die schon manchmal.“ „Einfach Hallo sagen oder Glückwünsche zu einem gewonnenen Titel.“

19 der rund 500 Mitglieder sind nach Paris gekommen. Heimat-Vereine der Olympiateilnehmer könnten sich für eine Paris-Fahrt bewerben, habe ihr Profi Dang Qiu gesagt, so Pressesprecherin Melanie Berg.

„Der Dang ist wirklich ein Netter, der denkt immer an alle,“

Für den Papierkram hat sie Überstunden gemacht und alles aus dem Urlaub organisiert. 

„Dass finde ich absolut mega, dass wir die Chance haben, als Verein, als Borussia Düsseldorf doch noch nach Paris zu kommen. Weil wir so bekloppt sind, eine Tischtennisplatte durch Paris zu schleppen, haben wir Zuschlag und Förderung bekommen.“

Sogar in der Metro und beim Bäcker haben die Borussen gespielt.

„Wir hatten 2 Franzosen, die mitgespielt haben, und deutsche Fans. Die Gendarmerie war auch sehr interessiert, hat aber nur zugeguckt.“

Ziemlich cool der Verein und auf Topniveau: Im Parabereich mit dem Olympiasieger von Tokio und auch sonst.

„Borussia Düsseldorf ist einer der erfolgreichsten Vereine. Wir sind deutscher Rekordmeister und haben 78 Titel gesammelt.“  

Der eigentliche Star des Vereins? Marianne Blasberg, Ü90. In ihrer Altersgruppe schlägt sie keiner.

„Ganz aktuell hatten wir Weltmeisterschaften in Rom. Da hab ich alles abgeräumt. Einzel, Doppel, Mixed. Alles, was zu holen war.“

Marianne ist ehrgeizig, will Gold, das wünscht sie auch immer den Profis. Durch Tischtennis habe sie die halbe Welt bereist und noch heute trainiert sie bis zu 12 Stunden die Woche. Wie bleibt sie so frisch?

„Das weiß ich auch nicht, das ist mein Naturell, ich bin immer fröhlich und gut gelaunt und hab‘ an allem Spaß. Das wird es wahrscheinlich sein.“ Tischtennis …

„Das ist mein Lebenselixier. Ich hatte auch schon einige schwere Krankheiten. Da bin ich nur drüber weggekommen, weil ich ganz schnell wieder an den Tisch wollte.“

„Achtung, alle Borussen aufpassen! Wir packen jetzt ein und gehen jetzt weiter ins Trockene!“

Im nahen Spot24 – einem Museum für urbane Sportarten mit Café kauft Marianne sich so ein rotes Olympia-Maskottchen und spielt eine Runde mit der jüngsten Reiseteilnehmerin. Julie ist 11 und hat einen frz. Papa. 

„Du kannst das viel besser auf dem kleinen Tisch als ich. Vielleicht wirst Du ja auch mal Weltmeisterin!“ „Mal sehen!“ „Bravo!“

Marianne schmettert los und stellt fest, sie hat in Rom 2 Kilo abgenommen. Kein Wunder: Sie hat den Service für die Ü90, sich die Bälle aufheben zu lassen, abgelehnt.

„Da hab ich gesagt: Bei mir bitte nicht. Ich kann meine Bälle noch selber aufheben. Und wenn ich das nicht mehr kann, dann spiele ich auch nicht mehr Tischtennis.“

Während Matthias von der Mama mitgegebene Tomaten-Mozarella-Sticks an die Klubfreunde verteilt, hat Trainer Lasse Profi-Tipps:

„Regelmäßig trainieren ist das, was am wichtigsten ist. Die Kinder können bei uns so gut wie jeden Tag in die Halle. Ich sage immer: Tischtennis ist ein Sport für Wiederholungstäter.“

Das Netz wird zusammengeschoben. Anton und Lukas ziehen Bilanz:

„Das ist ja auch neu mit den Olympia-Ringen auf dem Eiffelturm, das ist sehr schön.“ „Es hat viel Spaß gemacht und lecker sind die Croissants beim Frühstück.“

Zur Olympischen Flamme am Ballon wollen sie noch und dann ins Deutsche Haus, in die Fanzone von Team Deutschland. Bevor es Retour geht. Dank Deutsch-französischem Bürgerfonds mit olympischem Esprit. 

Bericht: Stefanie Markert (ARD)
Foto: meho

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